11. 4. 2019: Armut, Armenfürsorge und Rezepte gegen Armut in der griechisch-römischen Antike

SS 2019 Universität zu Köln, Gasthörer und Seniorenstudium

Arbeitskreis 5, Donnerstags 10.00 – 11.30 Uhr, HS XVIIa, Hauptgebäude,

Das Thema Armut hat in unserer Zeit seit den 70iger Jahren, spätestens seit der rasanten Globalisierung der Welt eine ganze große Bedeutung gewonnen, sowohl in Deutschland wie weltweit. Assoziativ verbinden wir mit Armut und Verarmung sozialen Abstieg und gesellschaftliche Ausgrenzung infolge von Arbeitslosigkeit, Scheidung, Krankheit und Alter. Andere Ursachen sind Lohndamping, Migration, Menschenhandel und Zwangsprostitution im Gefolge von Kriegen, politischen Verfolgungen, Wirtschaftskrisen, politischem Missmanagement sowie ökonomischer Ausbeutung. Eine weltweite Umverteilung der Ressourcen wird als eine der Möglichkeiten zur Halbierung, Abschaffung und sogar prophylaktischer Verhinderung von Armut proklamiert. Ob sie gelingen wird, und ob sie der alleinige Weg zur Lösung des Problems ist, ist weiterhin fraglich.

Armut ist aber nicht nur ein Problem der Gegenwart, sondern auch der Vergangenheit, sowohl in entwickelten wie in unterentwickelten Gesellschaften. Armut gab es auch in der kulturell hoch entwickelten griechisch-römischen Antike. Man unterschied bereits zwischen absoluter und relativer Armut. Es gab ein unterschiedlich ausgeprägtes Armutsbewusstsein und mehrere Lösungsansätze dieser Problematik. Judentum und frühes Christentum sowie die griechischen Staatstheoretiker haben in Theorie und Praxis eine große Bedeutung gewonnen, die bis in unsere Gegenwart spürbar ist. Weil die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Strukturen in der Antike einfacher sind, lässt sich an ihnen exemplarisch aufzeigen, wodurch Armut entstehen kann, welche Rezepte es dagegen gibt und seit wann Armenfürsorge (Caritas) geleistet wird und von wem. Wir fragen, ob der Staat zuständig ist, oder familiäre und nachbarschaftliche Hilfe, eventuell halböffentliche Unterstützungen durch Vereine, Standesorganisationen, Klientelverhältnisse etc. Auch die Frage nach der Berechtigung von Unterstützung und der gesellschaftlichen Bewertung von Armen und Armut in der Antike versuchen wir zu beantworten. Ähnlichkeiten und Unterschiede zwischen damals und heute lassen sich durch zahlreiche Texte und Bilder deutlich, auch visuell, aufzeigen.

Zu diesem Zweck gebe ich zuerst eine Einführung in mehreren Doppelstunden. Im direkten Anschluss an die jeweilige Einführung sollen die Teilnehmer Fragen stellen und eigene Wünsche äußern, was sie im Rahmen der antiken Armutsproblematik besonders kennenlernen wollen. Auf der Grundlage dieser Einführung erstelle ich für die 2. Hälfte der AG zur weiteren Vertiefung der Thematik einen Reader mit antiken Texten (in Übersetzung), aber auch mit Texten aus modernen Sachbüchern (ab 25.6. im Copy Star abholbar).

Ziel des Arbeitskreises ist es, die antiken Verhältnisse und den Umgang mit diesen in ihrer Vielgestaltigkeit kennenzulernen. Abschließend wollen wir uns die Frage stellen, ob wir aus der Vergangenheit Lösungsmöglichkeiten oder Anregungen zu Lösungen für unsere Gegenwart gewinnen können.